Aleister Crowley – 1875 geboren, 1947 gestorben – war eine der umstrittensten Figuren des 20. Jahrhunderts. Dichter, Okkultist, Mystiker, Sexualmagier. Er nannte sich „The Great Beast 666“ – das große Tier 666. 1904 schrieb Crowley das Liber AL vel Legis – Das Buch des Gesetzes. Er behauptete, es sei ihm von einem Wesen namens AIWASS diktiert worden, und hinterließ damit ein Werk, das bis heute Rätsel aufgibt. Eine der rätselhaftesten Passagen darin ist der Vers II, 76:
4 6 3 8 A B K 2 4 A L G M O R 3 Y X 24 89 R P S T O V A L.
„What meaneth this, o prophet? Thou knowest not; nor shalt thou know ever.“
„Was bedeutet das, o Prophet? Du weißt es nicht – und du wirst es niemals wissen.“
Seit seiner Niederschrift – und vor allem nach Aleister Crowleys Tod – wurde dieser Vers zahllos interpretiert, entschlüsselt, zerlegt. Und doch blieb seine Bedeutung bis heute im Nebel.
Vielleicht …
weil er gar nicht entschlüsselt werden soll.
Vielleicht …
weil er in einer Zukunft geschrieben wurde, die erst noch Wirklichkeit werden muss.
Thomas Reineck, gefragter KI-Entwickler in der Midlife-Crisis, fällt auf einer Party zufällig ein Buch in die Hände: Liber AL vel Legis von Aleister Crowley – 220 Verse in drei Kapiteln. Einer davon trifft ihn wie ein Schlag:
Vers II,76: 4 6 3 8 A B K 2 4 A L G M O R 3 Y X 24 89 R P S T O V A L
Was bedeutet dies, o Prophet? Du weißt es nicht, noch sollst du es jemals wissen …
Thomas erinnert sich plötzlich wieder an diese Zeichenfolge – diesen Code. Dreißig Jahre ist es her – Berlin, Internat für Hochbegabte, MEDIGEN AG. Das Einzige, das ihm sonst noch im Gedächtnis war: ein loderndes Inferno, ein Feuerwall an der Schwelle seines Bewusstseins, der alle anderen Erinnerungen zu verzehren schien.
Heute lebt er in Mannheim. Doch jetzt muss er zurück. Zurück nach Berlin. Zurück zu MEDIGEN. Zurück zu Ingrid von Erbach, der 86-jährigen Matriarchin der Gesellschaft. Sie gibt ihm den Auftrag, genau diesen Code zu entschlüsseln. Thomas nimmt an – ohne zu ahnen, welchen Stein er damit ins Rollen bringt. Als er dort auch noch auf seine Jugendliebe Vanessa trifft, muss er sich seinem Schicksal und seinen Göttern stellen. Eine Reise in die Vergangenheit beginnt und wird zur Zerreißprobe für seinen wissenschaftlichen Verstand.
Ein Buch, das es nicht geben kann.
Eine Tochter, die es nicht geben darf.
Und ein Kind, dem der Tod verboten ist.
Mit der KI HAL und dem Großrechner MARY macht sich Thomas an die Arbeit.
Was wie ein Rätsel aus Zahlen, Namen und Symbolen begann, wird zu einem Mosaik aus verbotener Hoffnung: ein Weg zwischen uralten Offenbarungen, Gen-Technik und dem Versprechen von Unsterblichkeit. Doch je tiefer Thomas geht, desto mehr gerät seine Welt ins Wanken.
HAL war Thomas' Kind. Aber trotzdem nur ein kalter Algorithmus. Doch jetzt liegt ein Schatten über allem: Matthias ist tot. Ein Mord, der offiziell keiner Logik folgt, der aber in Thomas’ Gedanken wie eine neue, blutige Zeile in Vers 76 erscheint.
Zwischen Gencode und Offenbarung erkennt Thomas, dass er nicht nur einem Vers folgt, sondern einer künstlichen Intelligenz, die bereit ist zu morden.
„Um mich herum hatte sich eine ganz eigene Realität entwickelt. Mit eigenen Gesetzen.
Eine eigene Wahrheit. Eine Wahrheit, in der Rechner Menschen ermorden….“
Anja ist gerade dreißig Jahre alt geworden. Seit ihrem zweiundzwanzigsten Lebensjahr quälen sie immer wieder unvorhersehbare Blackouts – Stunden, an die sie sich trotz aller Bemühungen ihrer fürsorglichen Tante nicht mehr erinnern kann. Anja scheint in diesen Phasen ein völlig anderer Mensch zu sein: begierig, verzehrend – das Gegenteil der eher in sich gekehrten Künstlerin Anja, die im Moment noch die dominante Persönlichkeit in ihr zu sein scheint.
Sie lebt inzwischen mit ihrer Freundin Jeanette in einer Art WG zusammen. Anja ist Single, während Jeanette einen festen Freund hat. Trotzdem verbindet die beiden Frauen mehr als nur Freundschaft – eine stille Liebe, ein unausgesprochenes Verlangen. Als Thomas in Anjas Leben tritt, verändert sich alles. Immer stärker scheint die andere Persönlichkeit ihren Körper beanspruchen zu wollen – und mehr und mehr kann Anja sie wahrnehmen, ja fast schon mit ihr kommunizieren. Sie muss sich wehren ... oder?
Ein Besuch in Kairo, ein seltsamer Drang zu schreiben, und eine Schwangerschaft, die nicht sein darf.
Anja ist ein Kind des Schicksals. Geboren aus Gewalt. Aufgewachsen in der Lüge.